Großstadt-Amazone trifft Möchtegern-Casanova

Der Wecker läutet noch nicht, doch sie ist bereits munter und blickt aufgewühlt auf die Uhr. Wie doch die Zeit vergeht, sind es wirklich schon sooo viele Stunden, die seit der letzten Begegnung vergangen sind. Einer Begegnung, welche sie wieder und wieder vor Augen hat. Ändert sich wirklich nichts am Verhalten, an ihrem Verhalten. Schemenhaft treten die Erinnerungen der vergangenen Nacht in den Vordergrund ihres Bewusstseins. Ihre Ohren erinnern sich noch genau an die Worte die er ihr zugeraunt hatte. Leise und fast unhörbar, gehaucht und ganz erotisch, flüsterte er sein Begehren und seine Lust nach Liebe.

Es dürstete ihm nach körperlicher, aber auch nach seelischer Liebe, die er sich so sehr wünschte von ihr, jedoch ihr wieder ein Gefühl des Machos in jedem Mann hochkommen ließ. Sie reagiert nur ganz langsam auf sein Verlangen, lässt sich erst Stück für Stück fallen und versucht doch, bei sich selbst zu bleiben, um sich nicht wieder in eine Abhängigkeit zu verstricken. Er war mit seinen Gedanken so beschäftigt, dass er auf ihre zärtlichen und leisen Worte, die sie im zurückflüsterte, nicht reagierte. Traurig über das Nichterreichen der Worte, sprach sie nun gar nichts mehr und in ihrem Fallenlassen entstand ein Remis. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, hatte keine Chance mehr, auf der einen Seite seinen Forderungen nachzukommen und andererseits seinen Zärtlichkeiten zu entgleiten. Im Sog der Lust und Begierde wurde ihr Verlangen nach Liebe immer stärker. Doch plötzlich wurde diese Situation durch sein Verhalten jäh unterbrochen. Da war er wieder der instinktive Macho in jedem Mann, der zum Vorschein kam. In Gedanken bestürmte er sie, seinem Ego von ihr alle Annehmlichkeiten geben zu lassen. Sich von ihr verführen zu lassen und nur mehr für ihn da zu sein.
Was hatte er ihr in seinen Emails nicht alles geschrieben, dass er genau wisse, wie er Frauen zu behandeln hätte, dass sie ihm ganz und gar verfallen würden? Sie war überrascht über seine teilweise direkte und doch verspielte Art, ihr in Emails so zu schreiben, dass ihr beim Lesen schon die abenteuerlichsten Vorstellungen kamen und ihr der Atem stockte, Herzklopfen verursachte und sie total nervös und unruhig werden ließ. Es kamen ihr die Gedanken, dass es sich um einen sehr souveränen selbstsicheren Mann handeln müsse und jetzt da er neben ihr lag, war von diesem erhofften Charakterzug nichts zu bemerken.

Er nesselte mit den Fingern immer und immer wieder auf ein und der selben Stelle ihrer Brust, das ihr großes Unbehagen verbreitete. Plötzlich zeigte sich eine Unsicherheit und ließ auf Unerfahrenheit in Punkto Frauen schließen, bemerkte sie und damit konnte und wollte sie auch nicht umgehen. Was sind sie doch allesamt gleich diese Möchtegern-Casanovas, die sich in ihrem Gehabe immer wieder verstellen versuchen und nicht ehrlich rüber kommen. Frauen zu manipulieren um sie ihrem Ego zu unterwerfen.

Dabei hatte sie ihn schon fast in ihr Herz geschlossen, als sie ihm gegenüberstand beim ersten Date. Ein einmeterneunzig großer, schlanker Mann stand ihr gegenüber, gut gekleidet und gelocktes schwarzes Haar. Graugrüne Augen die durch eine attraktive Hornbrille blickten, mit einem Lächeln in den Augen. Dies lies sie hoffen, auf einen Mann nach ihren Vorstellungen. Seine Ausstrahlung und der Duft seiner rasierten Haut im Gesicht betörte sie. Sein ebenso strahlendes Lächeln ließ sie auch hoffen, dass er humorvoll wäre. Ein Mann zum Gernhaben sozusagen!

Und jetzt, was ist geblieben außer einem schalen Geschmack, der Bitternis, einem enttäuschten Wunsch, der nicht in Erfüllung ging. Der Möchtegern-Casanova hat sich als stinknormaler Macho geoutet und hat sich in der Männerriege bereits eingereiht und ist untergegangen!

Sie konnte und wollte nicht mehr ihren Gedanken nachhängen, es bereitete ihr Schmerz, wenn sie weiter nachdachte. Plötzlich sprang sie aus dem Bett und gleichzeitig läutete auch schon der Wecker............